Konzept zur systematischen Leseförderung

an der Grundschule Timmerlah

1. Einleitung

Lesen als Kulturtechnik stellt eine Schlüsselqualifikation dar, die entscheidenden Einfluss auf viele grundlegende Lebensbereiche hat. Lesen und Lesekompetenz sind unverzichtbar für

  • schulischen Erfolg und den Zugang zum Arbeitsmarkt,
  • aktive Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben,
  • Meinungsbildung und selbstbestimmten Umgang mit Medien.

Lesekompetenz kann sich nur dann entwickeln, wenn Lesen individuell, systematisch und dauerhaft gefördert wird. Durch frühkindliche Leseförderprogramme, einer systematischen Leseförderung in der Schule und die Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Bildung kann dieses Ziel erreicht werden.

 

(vgl. Akademie für Leseförderung Niedersachsen)


2. Leseförderung in der Grundschule

Mit dem Eintritt in die Schule werden die Kinder systematisch an Schriftsprache herangeführt. Der Erwerb grundlegender Lesefertigkeiten stellt eine wichtige Basiskompetenz dar, die im Laufe der Grundschulzeit kontinuierlich erweitert, ausdifferenziert und curricular aufgebaut wird.

Die frühe Erfahrung von Lesefreude und die Hinführung zum Buch können zu einem dauerhaften Element der persönlichen Lebensgestaltung werden. Somit stellt der Aufbau einer nachhaltigen Lesemotivation eine zentrale Aufgabe des Deutschunterrichts dar.

Lesefertigkeiten wie flüssiges, automatisiertes und genaues Lesen in angemessenem Lesetempo bilden die Grundlage für das Erlernen und Anwenden weiterführender Lesestrategien, die das Leseverstehen fördern und für die Erschließung von Texten notwendig sind. Die Schüler/-innen entnehmen Texten zunehmend selbstständig Informationen, verknüpfen sie miteinander und verbinden sie mit ihrem Vorwissen. Sie können sich über Gelerntes austauschen und in eine erfolgreiche Anschluss-kommunikation treten. Die Schüler/-innen nehmen sich als erfolgreiche Leser/-innen wahr und entwickeln ein positives Lese-Selbstkonzept. Damit ist die Voraussetzung für das genießende Lesen in der Freizeit gegeben.  

Die Förderung von Lesekompetenz, Textverstehen und Lesefreude ist Aufgabe von Schule und Unterricht. Schule kann in allen Fächern einen Beitrag dazu leisten. Wertvolle Impulse für die Lesefreude ergeben sich darüber hinaus durch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern, z.B. Büchereien, Lesungen im Rahmen der Jugendbuchwoche, Lesenächte, Vorlesen in der Kita und ähnliche Aktionen.

(vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, Kerncurriculum für die Grundschule Deutsch)


3. Erstlesen in den Klassen 1 und 2

In der Anfangsphase des Leselernens im ersten Schuljahr wird der Grundstein für die weitere Entwicklung der Lesekompetenz gelegt. Damit diese sensible Anfangsphase gelingt und Schüler/-innen zu kompetenten und motivierten Leser/-innen werden, ist es wichtig, ihnen vielfältige Zugänge zur Welt der Buchstaben zu eröffnen. Laut-Buchstaben-Zuordnungen sollten durch Einbeziehung aller Sinne verankert und von Übungen zur phonologischen Bewusstheit begleitet werden. Eine grundlegende Fähigkeit in der Leseentwicklung ist das Anwenden des Syntheseprinzips. Sie erfolgt zunächst über Zusammenschleifen von Einzelbuchstaben, die dann zu größeren sprachlichen Einheiten, den Silben und schließlich zu Wörtern zusammengezogen werden. *) Sie wird durch das (halb)laute Lesen trainiert. Einen besonderen Schwerpunkt bildet das Erlesen und zunehmend ganzheitliche Erfassen von Silben, das gezielt geübt werden muss. Verfügen Schüler/-innen über sichere Synthesefähigkeiten, sollten häufig vorkommende Wörter auf einen Blick erkannt werden, um erste Sätze und kurze Texte zunehmend flüssig erlesen und deren Inhalt erfassen zu können. Ab diesem Zeitpunkt etwa kann durch Einsatz spielerischer Übungen mit dem systematischen Aufbau eines Sichtwortschatzes begonnen werden.

*)Mit unserem aktuellen Fibel-Lehrwerk „ABC der Tiere“ starten wir bereits von Beginn an in den Kapiteln „Silbenschule“ mit der Silbensegmentierung.


4. Förderung der Leseflüssigkeit in den Klassen 3 und 4

Anknüpfend an die in Jahrgang 1 und 2 erworbenen Lesefertigkeiten wird in Klasse 3 und 4 zunehmend die Leseflüssigkeit fokussiert. Sie umfasst das zunehmend flüssige, automatisierte, genaue und betonte Lesen und ist unbedingte Voraussetzung für die Sinnentnahme des Gelesenen. Zur Steigerung der Leseflüssigkeit wird der Sichtwortschatz durch gezieltes Training erweitert und das flüssige Lesen durch Einsatz unterschiedlicher Lautleseverfahren wie z. B. Tandemlesen trainiert. Ab Klasse 3 gewinnt das sinnentnehmende Lesen zunehmend an Bedeutung, da in allen Fächern Unterrichtsinhalte auf Textebene erarbeitet werden, Informationen entnommen und miteinander verknüpft werden und schriftliche Aufgabenstellungen gelesen und verstanden werden müssen. Es sollte durch Aufgaben, die den Aufbau einer Sinnerwartung schulen, sowie durch die Vermittlung erster Lesestrategien (z.B. Textabschnitte gliedern, Schlüsselwörter markieren, Zwischenüberschriften formulieren, Randnotizen oder Stichwortkarten anfertigen) unterstützt werden.

(vgl. Akademie für Leseförderung Niedersachsen u. Niedersächsisches Kultusministerium, Kerncurriculum für die Grundschule Deutsch)


5. Diagnose der Lesefähigkeit - Leseförderung inklusiv

Aufsteigend von Klasse 1 wird in regelmäßigen Abständen überprüft, inwieweit die basalen Lesefertigkeiten beherrscht werden. Eine individuelle Lernstandanalyse stellt die Grundlage für die Planung individueller Fördermaßnahmen dar und wird in der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung festgeschrieben.

Schüler/-innen mit LRS verdienen besondere Beachtung, damit sie die besonderen Herausforderungen des Lesenlernens bewältigen können. Auch hierzu bedarf es einer kontinuierlichen und langfristigen Förderung, die individuell am jeweiligen Lernstand ansetzt, gezielt fördert und Überforderung vermeidet, um Lesemotivation zu erhalten.

Auch Schüler/-innen mit nichtdeutscher Herkunftssprache, die über unzureichende Sprachkenntnisse verfügen, benötigen entsprechende Förderung. Hier muss das Lesenlernen mit entsprechenden Angeboten zur Sprachförderung begleitet werden.

(vgl. Förderkonzept GS Timmerlah/Anlage Sprachförderkonzept)


6. Implementierung einer systematischen Leseförderung in das Schulcurriculum

Durch regelmäßige, unterrichtsintegrierte Trainingseinheiten soll den Anforderungen einer systematischen Leseförderung entsprochen werden. Die Umsetzung erfolgt hauptsächlich im Fach Deutsch. Für dieses Fach sind für die Jahrgänge 1-4 sechs Wochenstunden ausgewiesen. Eine Deutschstunde wöchentlich wird als wöchentliche Lesezeit aufgewendet und verbindlich vom 2.Hj. Klasse 1 aufsteigend als „Lesestunde“ genutzt. Hier sollen Lesestrategien und Lesemethoden konzertiert angebahnt, angewendet, wiederholt und vertieft werden und je nach Lesefähigkeit differenziert angeboten werden.

Alle Klassen verfügen über eine Materialbox, die einen entsprechenden Fundus bereithält. Zusätzlich werden interaktive Übungen und Apps zur Leseförderung eingesetzt (vgl. Kap.7). Ergänzt wird diese Stunde durch Besuche der Schulbücherei bzw. durch die Lektüre ausgeliehener Bücher, Anfertigen von Lesetagebüchern, Arbeit mit Antolin etc. - Weiteres Material steht für die Fächer Mathematik und Sachunterricht zur Verfügung.


7. Übersicht Material und Methoden in den Jahrgängen

Klasse 1:
Blitzlesen
Memory
Domino
Dialoggeschichten
Lesespuren

Klasse 2:
Lesepuren
Tandemlesen
Dialoggeschichten
Blitzlesen
Anbahnung Lesetagebuch

Klasse 3 und 4:
Lesespuren
Lesetagebuch/Buchvorstellung
Tandemlesen
Blitzlesen

Die Umsetzung des Konzepts zur systematischen Leseförderung erfolgt zum Schuljahr 2023/24. Die Inhalte (Material und Methoden) werden regelmäßig im Rahmen einer DB Deutsch evaluiert.


Stand: Mai 2023 (Beschluss GK 04.05.2023)